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Seite an Seite in Bergheim: „Kraft zur Versöhnung stärker als der Hass“

50 Jahre deutsche Kriegsgräberstätte im Elsass – Landesvorsitzender Guido Wolf hält Gedenkrede

Verantwortung vor der Geschichte und der tiefe Wunsch, das Verbindende über das Trennende zu stellen – von dieser Haltung war die Gedenkstunde auf dem Friedhof am Rande der Vogesen geprägt. Der Anlass: 50 Jahre deutsche Kriegsgräberstätte Bergheim. Eingeladen hatte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.
 

Vor Beginn der Veranstaltung hatte eine Delegation Kränze am französischen Nationalfriedhof in Sigolsheim und am Kriegerdenkmal in Bergheim niedergelegt – auch das ein starkes Symbol der deutsch-französischen Verbundenheit, die aus den Narben zweier Weltkriege erwachsen ist. Ein weiteres Symbol: die Europahymne zum Auftakt des Gedenkens in Bergheim. 

Guido Wolf, Vorsitzender des Landesverbandes Baden-Württemberg, spannte in seiner Rede den Bogen von der Entstehung des Friedhofs zur heutigen Rolle der Kriegsgräberstätte als Ort der Begegnung – vor allem für junge Menschen, die in internationalen Workcamps und Projekten Geschichte auf unmittelbare Weise erfahren.
 

Gedenken heißt Verantwortung

„Wer diesen Ort besucht, spürt, dass Frieden niemals selbstverständlich ist“, sagte der Landtagsabgeordnete Wolf, „und dass die Kraft zur Versöhnung stärker ist als der Hass, wenn Menschen sich offen begegnen.“ Damit sprach er vielen im deutsch-französischen Publikum aus dem Herzen. Gleichzeitig rief er zur Verantwortung dafür auf, dass Gedenken nicht in Ritualen erstarrt, sondern immer neu mit Leben gefüllt wird.

Botschafterin Heike Thiele vom deutschen Generalkonsulat in Straßburg betonte gemeinsam mit Bergheims Bürgermeisterin Elisabeth Schneider, dass dieses Stück Land heute nicht trennt, sondern eint.
 

Dank für Vertrauen

Frank Hämmerle hatte die Gäste begrüßt. Der Vorsitzender des Bezirksverbands Südbaden-Südwürttemberg und Landrat a.D. hatte mit Dankbarkeit auf acht Jahrzehnte Frieden, auf das Vertrauen der französischen Nachbarn und auf das unermüdliche Engagement all jener geblickt, die sich der Erinnerung verpflichtet fühlen.

Für den musikalischen Rahmen sorgte die Stadtmusik Breisach unter der Leitung von Ingo Ganter. Die europäische, die deutsche und die französische Hymnen waren zu hören, außerdem das Lied „Der gute Kamerad” und „Sonnerie aux morts“. Musik, die Worte überflüssig machte und Raum ließ für persönliche Gedanken, stille Tränen und Dankbarkeit.

Moment tiefer Verbundenheit

Monsignore Bernward Mezger vom Katholischen Militärpfarramt Müllheim fand einfühlsame Worte, mit denen er die Trauer um die Gefallenen, das Leid der Familien, das unausgesprochene Leid der Überlebenden umriss. Auch mit dem Totengedenken, gesprochen von Elisabeth Schneider und Guido Wolf, entstand ein Moment tiefer Verbundenheit zwischen beiden Nationen.

Am Hochkreuz legten die Delegationen gemeinsam Kränze nieder – in stillem Gedenken, in Demut, in Freundschaft.
 

Rück- und Ausblick

Bei der feierlichen Einweihung des Friedhofs 1975 hatten Persönlichkeiten wie Prof. Carlo Schmid, der französische Präfekt Yves-Bertrand Burgalat und der damalige französische Staatssekretär André Bord Zeichen der Versöhnung gesetzt. Der damalige Präsident des Volksbundes, Prof. Willy Thiele, hatte die Anlage der Öffentlichkeit übergeben – als Ort der Trauer, aber auch als Brücke zwischen zwei Nationen, die so lange durch Krieg getrennt waren.

In Bergheim hatte der Volksbund die letzte von 22 Kriegsgräberstätten eingeweiht, die nach 1945 in Frankreich entstanden waren. Mehr lesen Sie hier: 50 Jahre Soldatenfriedhof Bergheim: Gedenken zwischen Weinbergen.
 

Tragfähige Brücke

Heute, 50 Jahre später, hat sich diese Brücke als tragfähig erwiesen. Die Kriegsgräberstätte Bergheim ist zu einem Ort geworden, an dem das Unfassbare des Krieges in würdiger Erinnerung bleibt – und zugleich Hoffnung wächst, dass das „Nie wieder!” nicht nur Wunsch ist, sondern Wirklichkeit bleibt.

Einen Tag nach dem Gedenken in Bergheim folgten die jährlichen Veranstaltungen auf Friedhöfen des Ersten Weltkrieges in der Region: Versöhnung über den Gräbern – Deutsch-Französische Gedenkfeiern auf den Kriegsgräberstätten Hohrod-Bärenstall und Wettstein

Text: Gordon Hügel, Bezirksverband Südbaden-Südwürttemberg
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