Sieben Friedhöfe setzten Soldaten der Bundeswehr in Lettland und Estland instand und gedachten der Toten zum Abschluss mit Vertretern der Gastgeberländer und der Deutschen Botschaften, hier im estnischen Jõhvi. (© Bundeswehr)
Dank und Anerkennung für Pflegeeinsätze im Baltikum
Bundeswehr setzt Engagement auf Kriegsgräberstätten in Lettland und Estland fort
In Irland war es eine Premiere, im Baltikum ist es gute Tradition: Pflegeeinsätze der Bundeswehr. Heute schauen wir nach Lettland und Estland. Dort haben sich Gruppen der Marinetechnikschule aus Parow und des Gefechtsübungszentrums des Heeres in Gardelegen um die Pflege von Kriegsgräbern verdient gemacht und unterstützten damit den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.
Lettland: Seit 2004 ist die Marinetechnikschule Parow (Mecklenburg-Vorpommern) alljährlich in Litauen und Lettland aktiv. „Auf den Friedhöfen ‘Alt Schödern’ und ‘Alt Grünwald’ in der Gemeinde Šēdere sind 822 deutsche und russische Soldaten beerdigt”, erklärt Kapitänleutnant Martin Voß. Er leitete den Einsatz.
Laut Aussage des Volksbund-Länderbeauftragten für Lettland, Oberst a.D. Janis Racins, handelt es sich um zwei verhältnismäßig große Friedhöfe des Ersten Weltkrieges. Von 1916 bis 1918 fanden viele Männer in einem harten Zermürbungskrieg den Tod.
Dank für jahreslange Arbeit
Nach zehn Tagen schweißtreibender Arbeit setzte gemeinsames Gedenken den Schlusspunkt. Dabei waren unter anderem deutsche Militärattaché in Lettland, Fregattenkapitän Christoph Karich, Vertreter der Kommune und Janis Racins. „Wir sind erfüllt mit tiefer Dankbarkeit“, sagte Racins und betonte, wie wichtig es sei, als Freunde an diesem Ort zusammenzustehen.
„Die wertvolle, zum Teil jahrelange Arbeit von Angehörigen der Marinetechnikschule in der Kriegsgräberfürsorge im Baltikum erfüllt mich mit Stolz”, ergänzte der stellvertretende Kommandeur der Marinetechnikschule, Kapitän zur See Thorsten Goertz. „Mit großem persönlichen Einsatz leisten sie einen aktiven Beitrag zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt. Zugleich tragen sie mit ihrem Handeln zur Verständigung und Versöhnung bei. Dafür bedanke ich mich sehr gerne.“
Fünf Stationen, viel geschafft
Estland: Eine neunköpfige Gruppe aus Gardelegen (Sachsen-Anhalt) war bei ihrem knapp zweiwöchigen Einsatz auf fünf Friedhöfen aktiv. In Ahtme etwa pflegten sie Gräber von deutschen Gefangenen des Ersten Weltkrieges, während in Jõhvi Soldaten begraben sind, die ihr Leben in den Kämpfen an der Narvafront im Sommer 1944 verloren. Weitere Stationen waren Toila, Kohtla-Järve und Tallinn-Pirita.
Die Gruppe aus dem Gefechtsübungszentrum des Heeres setzte unter anderem Grabsteine neu, säuberte sie mit Hochdruckreinigern und zog die Schrift nach. Sie setzte Wege instand, schliff Bänke ab und strich sie neu, schnitt Bäume und Hecken, entfernte Graffiti von einem Friedhofsschild.
Reaktion: Interesse und Wohlwollen
Das Engagement der Bundeswehr stieß vor Ort auf großes Interesse und Wohlwollen. Für die Soldaten war die Arbeit auf diesen Friedhöfen eine ganz besondere Erfahrung. An der Gedenkveranstaltung auf der Kriegsgräberstätte Jõhvi zum Abschluss des Einsatzes nahmen Dr. Peter Reuss von der Deutschen Botschaft Estland, Verteidigungsattaché Harald Krempchen und Bürgermeisterin Maris Toomel teil. Pfarrer Johvi Ulvar Kullerkupp sorgte für den geistlichen Rahmen.
Der Volksbund pflegt 14 Kriegsgräberstätten in Estland und rechnet mit rund 35.000 Gefallenen des Zweiten Weltkrieges. Nach Schätzungen des Deutschen Roten Kreuzes sind außerdem etwa 10.000 Deutsche in Kriegsgefangenschaft umgekommen. Die Erfassung der Kriegsgefangenenfriedhöfe ist noch nicht abgeschlossen. Über die deutschen Verluste im Ersten Weltkrieg gibt es beim Volksbund keine konkreten Angaben.
Kleine Pflegeserie
Mit diesem Artikel setzen wir unsere kleine Pflegeserie der Saison 2025 fort. Begonnen haben wir sie in Irland: Erster Pflegeeinsatz deutscher Soldaten auf der grünen Insel.
Der Volksbund ist …
… ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Mehr als 10.000 waren es im vergangenen Jahr. Der Volksbund pflegt ihre Gräber in 45 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 38.000 junge Menschen. Die Bundeswehr ist einer der wichtigsten Partner und übernimmt rund 70 Pflegeeinsätze im Jahr.
Für seine Arbeit ist der Volksbund dringend auf Mitgliedsbeiträge und Spenden angewiesen.
