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Hessische GRÜNE besuchen Bundesgeschäftsstelle

Neues erfahren und alte Klischees ausräumen – ein Einblick in die Volksbund-Arbeit

Anlässlich ihrer Sommerreise besuchte die hessische Landesvorsitzende von Bündnis 90/DIE GRÜNEN, Julia Frank, die Bundesgeschäftsstelle des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. in Niestetal. Begleitet wurde sie vom Kasseler Stadtverordneten Mustafa Gündar. 

 

„Wie genau ist denn so ein Tag von Jugendlichen beim Volksbund strukturiert?“, interessierte Julia Frank. „Vielfältiger als man sich möglicherweise vorstellen kann“, antwortete Dr. Heike Dörrenbächer, Abteilungsleiterin Gedenkkultur und Bildung. „In unseren Workcamps wird neben dem Arbeiten auf den Kriegsgräberstätten auch viel Wert auf den Blick über den Tellerrand gelegt. Jugendliche mit ganz unterschiedlichen Hintergründen begegnen sich, arbeiten und lernen zusammen. Sie entwickeln auch ein Verständnis für die Sichtweisen der anderen auf die Geschichte des Zweiten Weltkrieges.“
 

 

Begegnungen für alle

„Das habe ich mir so nicht vorgestellt. Ich hatte ein ganz anderes Bild vom Volksbund“, sagte Mustafa Gündar, Sprecher für Integration und Sport, Stadtverordneter von Bündnis 90/Die Grünen in Kassel. Der Sozialarbeiter engagiert sich mit Fußballprojekten für Kinder und Jugendliche in der Kasseler Nordstadt. Der Stadtteil gilt als einer der Brennpunkte Kassels, auch im Hinblick auf Gewalterfahrungen, die viele junge Menschen, die noch nicht lange in Deutschland leben, in ihren Heimatländern gemacht haben. 

„Funktioniert das klassische Workcamp auch für Kinder mit Migrationshintergrund?“, wollte Mustafa Gündar wissen. Das bejahte Heike Dörrenbächer und erklärte: „Die Workcamps, die in Deutschland und im europäischen Ausland durchgeführt werden, sprechen Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 26 Jahren an. Viele von ihnen bringen eigene Kriegserfahrungen aus aktuellen Kriegen mit. Man sollte sich auf Englisch verständigen können, aber Basiskenntnisse reichen aus. Gleichzeitig sind die Teilnahmegebühren nicht hoch.“ 


Facetten des Volksbundes

Der Fragerunde voraus ging eine Präsentation der vielen Facetten des Volksbundes. Sie wurde von Dr. Heike Dörrenbächer, Danny Chahbouni, Referatsleiter Kommunikation, Zineb Ayyadi, Referatsleiterin Marketing, Simone Schmid, Social Media-Referentin, Diane Tempel-Bornett, Pressesprecherin, und Dr. Andreas J. Wulf, Abteilungsleiter Kriegsgräberstätten, für die Gäste aus der Landes- und Kommunalpolitik vorbereitet. 

Dr. Andreas Wulf gab einen Einblick in die architektonischen und gestalterischen Besonderheiten der deutschen Kriegsgräberstätten in aller Welt. Diese „Oasen“ der Natur seien gleichermaßen Orte der Begegnung, der Trauer, des Gedenkens und des Lernens. 
 

Orte mit vielen Funktionen

Deutsche Kriegsgräberstätten würden sich deutlich von britischen und amerikanischen, die weltweit einem festen Gestaltungsmuster folgen, unterscheiden, erläuterte Wulf. Sie fügten sich architektonisch in die Landschaft ein und würden mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt, die in die Region gehörten. Ihre Pflege sei ökologisch und nachhaltig. So würden in warmen Ländern Regenwasserspeicher für die Bewässerung gebaut, um die regionalen Wasserressourcen zu schonen. Die Kriegsgräberstätten seien – gerade in stadtnahen Gebieten – Rückzugsorte für Mensch und Natur und dienten der Naherholung.

Andreas J. Wulf berichtete auch über die versöhnende Wirkung neugestalteter Ausstellungen auf Kriegsgräberstätten – am Beispiel von Maleme auf Kreta. Die aktuelle Ausstellung informiere über Militärgeschichte, Invasion und Kriegsparteien, die Kriegsgräuel der deutschen Besatzung und reflektiere kritisch die Geschichte des Friedhofs. Auch Zeitzeugen kämen in Medienstationen zu Wort. Diese Kriegsgräberstätte sei zu einem Begegnungsort erweitert worden und biete jetzt die Chance zur Versöhnung. 


Koffer zeigt ein Leben

„Die Wirkung dieser Arbeit ist nicht zu unterschätzen“, erklärte Danny Chahbouni. Der Historiker präsentierte anhand eines Koffers das Schicksal eines Kriegsteilnehmers. In diesem Koffer liegen Feldpostbriefe, Sportauszeichnungen, ein Tischtennisnetz und eine goldblonde Locke einer Frau. So werde die Biographie eines Menschen sichtbar und greifbar, sagte Chahbouni. Der Inhalt sei das Einzige, was von jenem Menschen übrig geblieben sei. In seinen Ausstellungen und Bildungsangeboten versuche der Volksbund, solche Sammlungen aufzubereiten und das Individuum hinter dem Grabstein zu präsentieren.

Im Anschluss wurden viele weitere Fragen diskutiert. Wie kann die Politik die Arbeit des Volksbundes unterstützen? Wie positioniert sich der Volksbund in aktuellen politischen Konflikten? Wie beeinflusst die politische Lage die Arbeit des Vereins?  Der Volksbund engagiert sich friedenspolitisch, arbeitet überparteilich und kümmert sich um über 830 deutsche Kriegsgräberstätten in 45 Ländern. Noch immer sucht und findet er die Toten der Weltkriege, gibt ihnen ein Grab und begleitet die Angehörigen. 
 

Der Volksbund ist ...

… ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Mehr als 10.000 waren es im vergangenen Jahr. Der Volksbund pflegt ihre Gräber in 45 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten wie Workcamps und PEACE LINE erreicht er jährlich rund 38.000 junge Menschen. Für seine Arbeit ist er dringend auf Mitgliedsbeiträge und Spenden angewiesen.
 

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